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Inklusion & Medien: funk

Inklusion und Medien!? Dieser Frage geht die Redaktion in den nächsten Monaten nach. Wir schauen uns einzelne Medienhäuser oder Formate an und wollen herausfinden, wie inklusiv diese Angebote gestaltet sind. Den Auftakt macht eine Analyse des öffentlich-rechtlichen Jugendformats funk.

Habt ihr schon mal was von funk gehört? Funk ist das Jugendformat von ARD & ZDF. Seit 2016 produziert funk Online-Formate für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. Anders als die großen Sender, laufen die funk – Angebote jedoch nicht klassisch im Fernsehen. Die Hauptverbreitungskanäle sind Youtube, Instagram, Facebook, Spotify, Snapchat und TikTok. Außerdem sind alle Inhalte auf der eigenen Website funk.net abrufbar. Auch wenn funk mit seinen Onlineprogrammen aus dem Raster der öffentlich-rechtlichen Sender fällt, gehört es dennoch dazu. Das bedeutet wiederum, dass es sich an die Vorgaben für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk halten muss. Eine dieser Aufgaben ist das Produzieren von Inhalte für die Allgemeinheit. Hierzu zählen auch Personen mit Beeinträchtigung. Doch wie inklusiv ist funk? 

Um diese Frage beantworten zu können, lohnt es sich einen Blick auf die Angebote des Senders zu werfen. Funk hat aktuell (Stand April 2021) etwas über 60 Kanäle, die auf diversen Plattformen stattfinden. So informieren das Team von Mädelsabende auf Instagram beispielsweise über Geschlechtskrankheiten, Nachhaltigkeit im Alltag oder Männlichkeit. Die Reportagen vom Y-Kollektiv behandeln auf Youtube Themen wie Prostitution von Minderjährigen, kulturelle Aneignung oder den Umgang mit Querdenker:innen im eigenen Umfeld.

Auffällig ist jedoch, dass die deutliche Mehrheit der funk-Kanäle von Personen ohne Beeinträchtigung moderiert werden. Lediglich vereinzelte Angebote sind hier eine Ausnahme. Das Youtube-Format „Leeroy wills wissen!“ begleitet den im Rollstuhl sitzenden Moderator dabei, wie er Menschen trifft, die ihre Lebensgeschichte erzählen. Oder der Kanal „Ypsilon“; hier beantwortet Fabiana Fragen zum Thema Blindsein und leistet dadurch wichtige Aufklärungsarbeit. Diese Formate thematisieren Beeinträchtigungen und klären darüber auf. Ist das Inklusion?

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört“. Es sollen also alle Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Beeinträchtigung, Teil der Gesellschaft sein. Die genannten funk-Formate schaffen das bedingt. Sie lassen Menschen zu Wort kommen, die aufgrund einer Beeinträchtigung in vielen Bereichen des Lebens unterrepräsentiert sind, sie legen den Schwerpunkt aber auch auf ebendiese Beeinträchtigung. Das kann schnell das Gefühl von Pseudo-Inklusion vermitteln. Natürlich hat funk, wie alle Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, einen Informations- und Bildungsauftrag. Durch solche Formate bringen sie Jugendlichen, und sicherlich auch dem*r ein oder anderen Erwachsenen, solche Thematiken näher. Sich auf diesen Informationsangeboten auszuruhen ist jedoch noch keine Inklusion.

Mittlerweile sind viele der visuellen funk-Formate untertitelt, wie zum Beispiel Youtube Videos oder Instagram-Stories. Das macht die Inhalte inklusiver und ermöglicht mehr Menschen an den Geschichten und Themen teilzuhaben. Der 2019 gestarteter Youtube-Kanal „Hand drauf“ sollte als ein weiteres inklusives funk-Format andere funk-Videos in Gebärdensprache übersetzen, um visuelle Inhalte auch für gehörlose Menschen zugänglicher zu machen. Leider verabschiedete sich das Programm nach nur kurzer Zeit in eine kreative Pause. Das könnte an den zu geringen Abonnent*innenzahlen gelegen haben. Im November 2020 startete „Hand drauf“ jedoch neu durch. Mit einem neuen, überarbeiteten Konzept berichten die drei gehörlosen Moderator*innen jetzt auf Instagram über Themen der deutschen Deaf Community (Gemeinschaft der Gehörlosen). Die Inhalte sind in deutscher Gebärdensprache und mit Untertiteln (@hand.drauf).

Das Thema Inklusion ist vielschichtig und kann nicht nur an vereinzelten inhaltlichen Formaten eines Senders festgemacht werden. Diese vermitteln jedoch einen ersten Eindruck, wie mit dem Thema umgegangen wird. Funk ist sicherlich noch nicht am Ende des Möglichen angelangt. Es sollte viel selbstverständlicher sein, dass Menschen mit Beeinträchtigung über andere Themen berichten als ihre eigene Beeinträchtigung. Jedoch zeigt die Weiterentwicklung von Formaten, dass das Feedback aus der Community ernst genommen wird. „Inklusion kann nicht von heute auf morgen geschehen. Inklusion ist ein Prozess. Neben den notwendigen Rahmenbedingungen erfordert er eine kontinuierliche Reflexion. Veränderungen in den Strukturen, aber auch in den Haltungen und Einstellungen aller Menschen sind notwendig – das braucht Zeit.“ Damit Menschen ihre Meinungen und Vorurteile abbauen können, braucht es Informationen. Funk leistet in vielen seiner Formate genau das: Aufklärungsarbeit. Und das ist sicherlich ein Schritt in eine richtige Richtung.

Im Februar 2021 hat sich funk im Rahmen eines Themenmonats intensiv mit Inklusion und Beeinträchtigungen beschäftigt. 15 verschiedene Formate haben sich auf unterschiedliche Weise mit der Thematik auseinandergesetzt. Hier findet ihr die Playlist aller Youtube-Videos dazu: https://www.funk.net/playlist/leben-mit-behinderung-und-inklusion-5654/exoskelett-dank-dieser-technologie-koennen-gelaehmte-menschen-gehen-i-reporter-1721131

Kennt ihr schon die funk Webserie DRUCK? Schaut gerne in unserem Beitrag zur aktuellen fünften Staffel!